Es gab einmal eine Zeit – viele Jahre und eine gefühlte Ewigkeit ist es her – da gab es diese Band aus dem Ruhrgebiet, die mein kleines Punkrockherz höher schlagen ließ. Diese Band, die irgendwie besonders war, aber dennoch alles verkörperte, was mir an Musik gefiel – und auch heute noch gefällt: Eingängige Melodien, markanter Gesang, durchdachte Lyrics, mit denen man sich identifizieren kann – was fürs Herz und alles mit einer Prise Rebellion. Leider entdeckte ich sie erst für mich, als es gerade vorbei war und die Band sich auflöste. Sapperlott nochmal. Mehr als zehn Jahre lang verfolgte ich jedes neue Projekt der Bandmitglieder, veranstaltete das ein oder andere Konzert mit ihnen und immer wieder kreuzten sich unsere Wege. Mein einziges Live-Erlebnis der REVOLVERS beschränkt sich jedoch auf einen einmaligen Reunion Gig im Jahr 2009 in Bochum: Den durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Jetzt im März dann, platzte die sprichwörtliche Bombe: THE REVOLVERS sind zurück! HELL YEAH!
Ich habe mit den beiden Sängern Marc de Burgh und Uwe Umbruch gesprochen: Natürlich über die Reunion, schöne und skurrile Erinnerungen und ihre anderen musikalischen Projekte. Aber auch über Privates wie Kindererziehung, die Musiklandschaft und den Konservatismus der Rock-/Punkszene. Bevor ihr loslegt, holt euch was zu Trinken: Bis ihr dieses Monster von einem Interview durchhabt, könnte ein bisschen dauern…
Manu: Was ist denn da los? Nach 12 Jahren gibt es die Revolvers wieder?
Uwe Umbruch: 12? Ich weiß gar nicht, ist das erst 12 Jahre her?
Manu: 2005 war doch die Auflösung..
Uwe Umbruch: Ach so, aber da war ich nicht mehr dabei. Nee, tatsächlich war es eine spontane Sache. Es war klar, dass 2ND DISTRICT und HOTEL ENERGIEBALL, wo ja ein Teil der Mitglieder von den REVOLVERS mitspielen, zu „10 Jahre Going Underground“ spielen würden und dann haben wir uns gedacht „Ach komm, zur Feier des Tages können wir ja am Schluss auch noch ein paar Songs von den REVOLVERS spielen“. Das war ursprünglich der Plan. Wir haben dafür dann genau einmal geprobt und das hat gut hingehauen. Danach waren wir im Backstage-Raum und uns war einfach klar, dass wir das weitermachen. Wir waren uns einig, dass die Zeit jetzt einfach reif ist. Wir haben kurz überlegt, ob wir das machen können, und uns noch mit allem identifizieren, was wir damals so von uns gegeben haben. Wenn ich mir die ganzen alten Säcke anschaue, die sich so reformieren, dann denke ich, wenn die das dürfen, dann dürfen wir das erst Recht. Das war ausschlaggebend.
Marc De Burgh: Die Resonanz war gut und vor allem denke ich, ist die Zeit auch reif. Natürlich können wir das jetzt nicht in der Originalbesetzung machen, weil das bei Tobbe [Falarz] ja schwierig ist, so wie der in seine Labelgeschichte arbeitsmäßig involviert ist. Deshalb machen wir das jetzt mit dem Keizh Klein und nehmen seinen Bruder den Daniel Klein noch mit dazu als Unterstützung. Der kann neben Gitarre auch Keyboards bzw. Piano spielen, das heißt wir können dann auch mal mit Instrumenten switchen. Das gibt uns die Möglichkeit live auch musikalisch noch was zu verbessern. So wie PRIMA DONNA aus Los Angeles zum Beispiel, die hatten ja auch Keyboards dabei. Als wir mit denen mit 2ND DISTRICT auf Tour waren haben wir zu Daniel gesagt „Lass uns das auch so machen“, und das werden wir jetzt versuchen umzusetzen. Und am Bass haben wir den Arne, weil der alte Bassist ja auch nicht kann. Der ist jetzt Sozialarbeiter und lebt nicht mehr im Ruhrgebiet und der würde das wohl auch nicht machen. Es ist natürlich alles nicht mehr ganz Original, aber ich glaub es bleibt ja in der Familie und Inzest war das ja sowieso immer bei uns, PUBLIC TOYS und DISTRICT waren ja schon teilweise 50/50. Ich glaube, dass es vor allem wichtig ist, dass wir den Leuten was bieten und das auch musikalisch gut machen.
Manu: Wie sind denn die Reaktionen auf die frohe Botschaft?
Marc De Burgh: Ja ganz schön, oder? Wenn wir was gepostet haben kam immer viel zurück. Einer hat jetzt zum Beispiel geschrieben wir sollen uns melden wenn wir nach Belgien kommen wollen. Ich bin echt erstaunt. Vielleicht ist das wirklich so, dass das gerade ein guter Zeitpunkt ist. Es gibt wohl auch in Deutschland kaum noch Bands die sowas machen, Punk’n’Roll oder Glam-Punk oder wie auch immer…
Uwe Umbruch: Man muss immer die Relationen sehen. Wir sind ja trotz allem immer noch eine klitzekleine Popel-Glampunk/Rock/Wasauchimmer-Band gewesen. Tatsächlich ist es so, seitdem ich jetzt die Facebook-Seite von uns online gestellt habe, haben mich so ca. 30-40 Nachrichten erreicht von Leuten, die das richtig richtig geil finden und sich da richtig drauf freuen und die mir ganz lange Mails geschrieben haben. Wir mussten auch nicht lange über Gagen verhandeln und wir werden diesmal vielleicht auch ganz gut bezahlt, was auch mal ganz schön ist. Die Resonanz ist also bisher durchweg positiv.
Manu: Es ist ja kein Geheimnis, dass ihr damals aufgrund von – mal heißt es musikalischen, mal persönlichen – Differenzen auseinander gegangen seid. Ist das denn jetzt alles bereinigt?
Marc De Burgh: Das war eine schwierige Zeit damals. Ich hab ja damals zeitgleich auch wieder mit Pascal Briggs DISTRICT gemacht, was ja mehr so 77er Punk-Power-Pop war, speziell das „Don t Mess With The Hard Punx“ Album, und es hätten auch gut beide Bands nebeneinander existieren können, und irgendwie waren dann leider binnen eines Jahres beide Bands kaputt. Aber das kriegen wir hin. Das ist bei uns ja allen alles schon seit mindestens sieben oder acht Jahren wieder ok.
Uwe Umbruch: Es ist tatsächlich so, wir sind mehr oder weniger im Streit auseinander gegangen. Machen wir uns nichts vor, ich hab mich damals in den ganzen Jahren oft wie ein großes Arschloch verhalten und viel dafür getan, um meinem Ruf als Diva gerecht zu werden. Dass die anderen Bandmitglieder das nicht ewig mitmachen war irgendwie klar. Irgendwann hab ich dann mal wieder gesagt „Ich steig jetzt aus“ und da haben die anderen gesagt „Ja, dann steigst du aber auch richtig aus“. Und dann ist auch bei den anderen nicht mehr so viel passiert, ich glaub bei uns allen war da auch die Luft raus. Wir sind damals ja auch unentwegt getourt und vielleicht war das auch zu viel von allem, von berauschenden Substanzen, von Konzerten, … Und irgendwann ist dann glaub ich auch einfach mal Schluss, dann ist der Akku auch leer. Wir haben uns aber alle irgendwann wiedergefunden. Ich hab ja jetzt mit Tobbe auch HOTEL ENERGIEBALL gemacht und wir teilen uns einen Proberaum mit 2ND DISTRICT, also ist das alles schon lange bereinigt. Wir machen jetzt ein paar Testsachen, gucken ob wir gut zusammen harmonieren und wenn das klappt wird alles gut.
Manu: Wie hat sich das angefühlt wieder zusammen auf der Bühne zu stehen?
Marc De Burgh: Das war ein cooles Gefühl, nach 2009 wo wir den einen Gig in Bochum gespielt haben. Da warst du ja auch, da gibt’s ja noch ein Video auf Youtube von „Do You Have The Time“, das ist doch von dir oder? Das ist ja auch schon wieder acht Jahre her. Wenn man sich das so überlegt, krass wie die Zeit vergeht!
Uwe Umbruch: Gut. Es hat total Spaß gemacht. Das war schon echt eine geile Energie auf der Bühne, das muss ich schon sagen. Da war etwas, das ich in der Originalbesetzung irgendwie vermisst habe. Das hat schon ordentlich gescheppert und geklackert. Es hat sich gut angefühlt und zwar für uns alle, sonst hätten wir nicht gesagt „Los komm, wir müssen das weiter machen“.
Manu: Aber es war schon zunächst nur das eine Konzert geplant und jetzt hat sich dadurch mehr ergeben?
Uwe Umbruch: Das war ja noch nicht mal wirklich ein Konzert. Im Endeffekt haben wir sechs oder sieben Lieder gespielt und dann war klar, dass wir das weiter machen wollen. Und dann haben wir, das ist ja auch so ein Egoismus von uns gewesen, dass wir einfach mal wieder gerne auf nem Festival rumgehangen hätten ohne zu bezahlen, bei unserem Lieblingsfestival Back To Future angefragt ob die nicht Bock hätten uns da spielen zu lassen dieses Jahr, weil da ein Haufen geiler Bands auch spielt. Und als die dann ja gesagt haben, war uns klar es wird Ernst, dann müssen wir jetzt auch proben. Und dann haben wir uns alle gefreut. Jetzt haben wir uns auch alle mal hingesetzt und mal besprochen, was für uns geht, was wir machen wollen, was wir machen können. Den Spielplan haben wir uns jetzt selbst vorgegeben.
Manu: Habt ihr außer dem Festival schon weitere konkrete Pläne?
Uwe Umbruch: Pläne ja, auf jeden Fall. Ich glaube, wir müssen gucken wie das mit dem Proberaum funktioniert, weil was vielleicht mal für einen Gig funktioniert, muss nicht unbedingt längerfristig klappen. Da soll schon mehr draus werden. Wir müssen halt gucken wie wir miteinander klarkommen, aber ich geh davon aus das wird, da wir alle ein paar Jahre älter und reifer geworden sind.
Marc De Burgh: Wir verhandeln gerade mit einer Booking-Firma. Es gibt Leute, die uns buchen wollen, aber das dann auch davon abhängig machen, dass wir eine neue Platte aufnehmen, was ich auch völlig in Ordnung finde. Aber genaueres will ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen, so lange noch keine Verträge unterschrieben sind. Aber auf jeden Fall wollen wir einer Platte eine EP vorschieben, ne 7‘‘. Die können wir nämlich dieses Jahr noch machen. Aber dann soll auch ein Longplayer folgen. Da haben wir dann einiges vor. Ich hab auch das Gefühl, dass wir da jetzt eine Chance haben weiterzukommen. Wir werden jetzt aber nicht jedes Wochenende in jedem Kellerloch spielen wie vor 15 Jahren, sondern wir werden eher ausgesuchte, coole Sachen machen. Also alles nicht so zeitintensiv wie früher, aber coole Sachen, ein paar Festivals, ein paar größere Konzerte. Wenn man mal einen Namen hat muss man ja heute auch nicht mehr jedes Wochenende spielen.
Manu: Wenn ihr so zurückdenkt, was ist denn eure liebste Erinnerung an die REVOLVERS Zeit?
Marc De Burgh (überlegt): Das Festimad in Spanien zum Beispiel, wo wir eingeflogen worden sind. Das war schon eine coole Sache. Da haben Uwe und ich eine richtige Pressekonferenz gegeben und die haben gedacht wir sind total groß in Deutschland und ich hab gesagt ich wohn im besetzten Haus (kichert). Und die spanischen Journalisten konnten auch überhaupt nicht gut englisch. Die dachten wir wären total fett und hätten in Deutschland total den großen Status. Das war 2002, das damals größte Rockfestival Spaniens, und wir haben da um halb acht gespielt, also nicht irgendwann um ein Uhr mittags. Das war schon cool, aber für die Band damals musikalisch viel zu früh. Ich glaub wir waren da nicht besonders gut. Zumal da auch meine Sachen nicht ankamen, mein Koffer kam erst zwei Tage später an. Nur gut, dass ich nicht in Badelatschen und Shorts geflogen bin (lacht los), sondern eine Jeans anhatte. Mein Wah Wah Effekt Pedal fehlte auch und dann musste ich die ganzen Songs ohne spielen. Da erinnere ich mich gerade dran wo du nachfragst….
Wir haben viele gute Konzerte gespielt, ausverkauft auf der Reeperbahn im Molotov zum Beispiel. Auch in Österreich hatten wir einen guten Status. Da haben wir mal zwischen zwei Kegelbahnen gespielt, in der Gulaschhütte in Graz – einer der obskursten Orte an denen ich je gespielt hab (lacht) Und in Italien haben wir mal in einer Bingohütte gespielt. Das war in irgendeiner Kleinstadt in der Toskana und wir haben die Halle gesucht, sind durch den Ort gefahren, da gab es ja noch keine Navis und wir hatten noch diese Ausdrucke immer…
Manu (lacht): Einmal falsch gefahren und alles ist versaut!
Marc De Burgh: Genau. Und wir da durch den Ort gefahren und immer an dieser Halle vorbei. Da saßen nur ein paar Opas vor, und die Joni, die uns immer gefahren hat, die guckt da rein und sagt „Das kann nicht sein, da sitzen nur Opas drin“, und wir dann noch tausend Runden gefahren. Irgendwann hat sich rausgestellt, dass das wirklich die Halle war. Und um acht war dann das Bingo zu Ende, und dann haben die die rausgeworfen und wir haben Rock’n’Roll gemacht.
Italien war eh immer was. In einer Pizzeria hat der Typ plötzlich seine Knarre rausgeholt. Der konnte wie viele der älteren Italiener kein Englisch und sah aus wie so einer aus dem Film, die langen schwarzen Haare zurück gegelt und dann so ein Zopf. Der hat da mit uns gesoffen und irgendwann dann seine Knarre rausgeholt. Wir hatten echt Schiss, meint der das jetzt ernst? Und dann hat der immer so fies gelacht. Das sind so Sachen an die erinnert man sich natürlich, die nimmt dir auch keiner wieder.
„Wir werden nicht jedes Wochenende in jedem Kellerloch spielen wie vor 15 Jahren, sondern wir werden eher ausgesuchte, coole Sachen machen.“
Marc de Burgh
Uwe Umbruch (überlegt): Das sind wirklich so viele. Das ging ja alles so ineinander über: PUBLIC TOYS, HAPPY REVOLVERS, REVOLVERS … und für mich war das so, ich kam ja aus Düsseldorf und war ein bisschen frustriert weil die TOYS auseinander gegangen sind, und auch mit HAPPY REVOLVERS hat das nicht so gut geklappt menschlich, und dann kam ich halt nach Bochum und wir hatten sofort die REVOLVERS und sind auch sofort voll gut durchgestartet. Bis auf das letzte halbe Jahr vielleicht hab ich da eigentlich nur gute Erinnerungen.
Da waren so viele Highlights dabei, wenn ich versuche die zu erklären, das schnallt glaub ich keiner, außer den Leuten die dabei waren. Was für Feste wir gefeiert haben und wie wir uns auch gefeiert haben, wenn wir unterwegs waren. Ich weiß noch, wir waren zum Beispiel mal in Wien und haben mit den REAL MCKENZIES gespielt und die haben uns ihr Hotelzimmer gegeben, weil die eh schon weiter mussten. Mit dem Hotelzimmer haben wir einiges angestellt, das was richtige Rock’n’Roller eben machen mit Hotelzimmern. Am anderen Morgen, als ich irgendwann aufgewacht bin, ich hab sowas noch nie gesehen. Da waren so viele Menschen die nicht mehr angezogen waren und da einfach nur rumlagen, so wie bei „Whiskey In The Jar“ von METALLICA, nur eben in echt. In dem Moment war ich ein bisschen verwirrt, aber naja. Wir hatten da echt viel Spass.
Ich weiß noch einmal haben wir gespielt bei Opa Knack, in Freiburg glaub ich, im Walfisch. Der war damals noch Bademeister in einem Schwimmband und da sind wir dann nach dem Konzert nachts in das Schwimmbad und haben da eine echt wilde Party gefeiert, mit allem was dazu gehört. Ich hab durch die REVOLVERS auch einfach so viele nette Menschen kennengelernt, die ich teilweise heute noch meine Freunde nenne. Ich hab fast nur gute Erinnerungen, … Und auch ein paar schlimme (lacht).
Manu: Aber die willst du bestimmt nicht erzählen?
Uwe Umbruch: Ach Gott, heute kann ich das erzählen. Heute kann ich das auch lustig finden. Zu der Zeit war das natürlich ein bisschen dämlich. Wir wurden eingeladen bei Rock im Wald und sollten das erste Mal Headliner sein auf einem Open-Air-Festival. Das Jahr davor hatten glaube ich die BONES den Headliner gemacht, und in dem Jahr sollten wir das dann eben sein. Naja, das war schon krank was wir da gemacht haben. Wir waren ein bisschen neben der Spur und haben gedacht wir sind die Größten. Und nach dem Konzert war klar wir sind nicht die Größten. Ich hab da gefragt „Wo ist der Jägermeister?“ und mir wurde gesagt „Den kriegst du hinterher“. Da hab ich gesagt „Ey Alter, der steht in unserem Catering-Rider und entweder krieg ich den, oder ich spiele nicht“, wie sich so ein Möchtegern-Rockstar eben benimmt. Dann haben die mir den Jägermeister gegeben und ich glaube weil ich trotzig war, dass die mir den nicht direkt geben wollten, hab ich den fast komplett auf einmal ausgetrunken. Dementsprechend konnte ich auch nicht mehr spielen und hab mehr im liegen und rückwärts gespielt und hab das Publikum nur noch beleidigt. Zu allem Überfluss hat sich Marc dann irgendwann glaub ich noch den Arm gebrochen und Pascal [Briggs] musste einspringen, Pascal hatte aber auch nur zwei Proben Zeit und war dementsprechend noch nicht richtig eingespielt. Nach dem Konzert hat sich Tobbe die Augenbrauen abrasiert und wir haben uns auf der Bühne noch aufgelöst. Im Nachhinein können wir alle darüber lachen, in dem Moment auch noch, aber…
Manu: In der Woche drauf war das dann bestimmt ein bisschen schwierig
Uwe: Ja, obwohl, wir waren uns auch da gar nicht so richtig irgendeiner Schuld bewusst. Tobbe und Flo hatten damals noch so ne WG mit unserer Fahrerin, der Joni, die kennst du ja auch, und die hatten da eine Woche drauf so eine Party und (lacht) ich weiß noch, dass wir uns als 14-Jährige ausgegeben und auf die Internetseite geschrieben haben „Oh wie süss“ die REVOLVERS waren. Wir haben uns da noch so ein bisschen drüber lustig gemacht, weil wir einfach nicht gemerkt haben, dass wir richtig Scheisse gebaut haben. Kriegst einen Batzen Geld, bist aber voll neben der Spur. Keine Ahnung ob das Punk ist oder nicht, aber … ach Gott, so war’s halt. Die haben uns auf jeden Fall danach nicht mehr eingeladen. Und haben auch glaube ich geschrieben, dass wir das Schlimmste waren was die je da hatten. Ist auch irgendwie ein Kompliment find ich.
Manu: Damit bleibt ihr auf jeden Fall in bleibender Erinnerung!
Uwe Umbruch: Eben, und darum geht’s ja auch manchmal.
Marc De Burgh: Wir haben schon viel Scheiß gemacht. Mit MAD SIN haben wir in einer Jugendherberge immer den Feueralarm ausgelöst. Weil dauernd Leute durch die Feuerschütztür zum Rauchen und Trinken nach draussen sind. MAD SIN waren ja eh gute Hombres, das passte wie Arsch auf Eimer (lacht).
Manu: Uwe, du hast da eigentlich eine gute Überleitung geschaffen. Ihr habt euch ja häufig bei den REVOLVERS, aber auch in nachfolgenden Bands, darüber ausgelassen was Punk eigentlich ist. Was bedeutet Punk für dich, wenn du das kurz zusammenfassen müsstest?
Uwe Umbruch: Ich wollte jetzt zuerst sagen immer noch „Alles oder nichts“, aber eigentlich ist das nicht mehr so. Natürlich haben sich für mich die Verhältnisse auch ein bisschen verrückt, seitdem ich ein Kind hab und mittlerweile ist mein Kind für mich alles oder nix. Das steht für mich jetzt an erster Stelle. Aber Punk ist wovon ich immer noch zehre und mir immer noch Ratschläge hole, z.B. Nein zu sagen, oder anderen die Stirn zu bieten, wenn mir was nicht passt und das auch zu sagen. Und auch im Arbeitsleben nicht zu allem ja und Amen zu sagen, nicht alles mitzumachen, mich nicht verbiegen zu wollen und auch nicht verbiegen zu lassen. Das kann ich natürlich jetzt nur für mich persönlich so sagen. Für mich ist das nach wie vor richtig, ich bräuchte vielleicht jetzt nicht unbedingt das Wort Punk noch. Weil jetzt bin ich ja auch über 20 und muss mich nicht mehr über Punk definieren. Wobei ich immer noch das Outfit und all das schön finde und mich auch immer noch als Punk sehe. Aber ich glaub heute würd ich es nicht mehr Punk nennen. Ich bin mittlerweile einfach der, der ich bin. Viele würden es ganz sicher Punk-Attitüde nennen.
Manu: Da will ich gerade mal einhaken, weil du deine Tochter erwähnt hast. Jeder der dich kennt weiß ja, wie viel dir deine Tochter bedeutet. Was für Werte gibst du deiner Tochter denn mit auf den Weg? Was ist dir wichtig, während sie aufwächst?
Uwe Umbruch: Ich will sie gar nicht zu sehr drängen. Nur mal als Beispiel, war es für mich während der Fussball-Weltmeisterschaft total schwierig, als die deutschen Kinder im Kindergarten natürlich alle für Deutschland waren und die türkischen Kinder für die Türkei, je nach Nationalität eben. Und natürlich kommt Lotte dann auch mit so einer Deutschland-Fahne nach Hause. Das ist für mich schon schwierig, weil ich mit Deutschland natürlich so gar nichts am Hut habe. Ich finde Fahnen ganz schlimm und glaube, dass die Welt ohne diese Fahnen eine viel bessere wäre und wenn es diese scheiß Grenzen nicht geben würde und so. Ich kann halt nur mit Lotte versuchen über Fahnen zu reden und was sie bedeuten, und ihr erklären, dass sie am Ende eigentlich gar nichts Wichtiges darstellen und man sich nicht über Fahnen definieren sollte, sondern über das was man im Herzen trägt. Das ist aber natürlich schwierig einer 6-Jährigen zu vermitteln. Insofern hau ich da jetzt auch nicht so aufs Brett und sag „Hey, Deutschland ist scheiße“ oder so.
Aber wir reden halt schon, sie kann ja mittlerweile auch lesen und wenn sie nachfragt weil da was mit Nazis steht, dann erklär ich ihr schon was Nazis sind, und erklär ihr das natürlich anders als ein Rechter ihr das erklären würde. Der würde wahrscheinlich sagen „Du, die Nazis das sind die, die Deutschland beschützen“ und ich sag natürlich „Das ist eine Horde Pisser“. Natürlich sag ich das nicht in den Worten, sondern versuch ihr Geschichte zu erklären, ohne zu sehr ein Lehrer zu sein. Ich versuche ihr Toleranz mitzugeben.
Ich will ihr auch gar keinen Leistungsdruck machen, da hab ich gar keinen Bock drauf. Sie soll mal alles machen wie sie will. Bisher macht sie alles voll gut und sie entwickelt sich voll toll. Sie sucht sich Instrumente aus, sie hat Lust zu lernen und auf Schule. Sie ist jetzt nicht so sportbegeistert, wieso soll ich jetzt unbedingt sagen „Du musst jetzt aber Sport machen“. Ich mach dann so Sport mit ihr, dass sie das nicht mal mitbekommt, dass sie sich trotzdem bewegt, aber wir nennen es dann einfach nicht Sport, sondern fahren Fahrrad oder gehen Schwimmen. Ich sag ihr auch nicht was sie anziehen soll. Ich hatte ihr zum Beispiel gerade Sachen raus gelegt und sie meinte dann sie wollte da noch was anderes zu anziehen, wo ich jetzt eigentlich dachte das passt nicht so wirklich zusammen. Wir standen dann vorm Spiegel und ich hab gefragt „Findest du das gut so?“ und sie meinte „Ja“, also hab ich gesagt „Ok, dann gehen wir so raus“. Das muss sie halt entscheiden, nicht ich. Ich glaube, so entwickelt sich ein Mensch auch. Irgendwann wird sie wahrscheinlich mal blöde Sprüche bekommen von anderen Kindern und dann wird sie entscheiden wie sie damit umgeht. Dann hoffe ich, dass sie zu mir kommt und wir darüber reden. So stärkt man, denke ich, auch einen Charakter. Ich hab nichts davon, ihr zu sagen wie sie alles machen soll und ihr alles zu verbieten. Also ich sag natürlich schon „Greif nicht in ein kaputtes Glas“, aber ich versuche sie in dem zu unterstützen was sie mag und kann. Und wo sie nicht so gut drin ist, da versuch ich dann zu helfen.
Manu: Also in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung…
Uwe Umbruch: Genau. Ich glaub, wir bekommen das auch voll gut hin. Im Moment mach ich mir da keine Sorgen. Sorgen mach ich mir erst wenn die Pubertät kommt…
Manu: Und die kommt schneller als du denkst…
Uwe Umbruch: Ich weiß (seufzt), und dann kommt so ein Typ wie ich… Und dann müssen wir mal gucken was wir dann machen (lacht).
Manu: Das wird bestimmt schön.
Uwe Umbruch: Ja, bestimmt. Seine Eltern werden dann bestimmt mal fragen, ob der hier aufgetaucht ist und ich werde sagen „Nein“ und hab dann ne Leiche im Keller oder so…
Manu (lacht): Lasst uns besser schnell das Thema wechseln… Marc, was hat sich bei dir privat getan?
Marc De Burgh: Ich bin jetzt Integrationshelfer in einer Schule, mit behinderten Kindern mit Förderbedarf. Ich hab ja mal 6 Semester Soziale Arbeit studiert, aber nie den Bachelor gemacht aufgrund von Kohle, weil ich ja nachts noch Taxi gefahren bin und mich recht spät erst entschieden hab mich einzuschreiben. Und jetzt hab ich aber so eine Qualifizierungsmaßnahme als Integrationshelfer gemacht und da werde ich in einer Grundschule anfangen und wahrscheinlich ein Kind aus dem autistischen Spektrum betreuen. Das hat mich interessiert, aber ich bin da jetzt auch nicht so festgelegt. Aber es macht mir Spaß, ich hab jetzt schon mehrmals in Grundschulen Praktika gemacht und das ist echt cool. Ich hab auch in einer Werkstatt für Behinderte für psychische Kranke gearbeitet. Das hat mir auch sehr gut gefallen. Ich kann mir auch vorstellen, mich irgendwann mal wieder einzuschreiben, Soziologie oder Politikwissenschaften interessieren mich auch. Mal sehen was passiert … Aber Musik geht natürlich weiter ab bei mir.
Manu: Uwe, im Oktober 2003 hast du in einem Interview gesagt, wortwörtlich,… (Uwe lacht) … „Ich glaube, dass ich nach dieser Band nie wieder Musik machen werde“ (Uwe lacht noch mehr)… Das hat sich ja jetzt nicht so als wahr rausgestellt. Was hast du in den ganzen Jahren gemacht? Also ich weiß das natürlich, aber vielleicht andere nicht.
Uwe Umbruch: Ich hab mir immer neue Bands gesucht, und immer weiter Musik gemacht, weil ich auch einfach nicht anders kann. Mittlerweile schaff ich es auch mal einen Monat ohne Gitarre, wenn es sein muss, aber danach explodiert mein Kopf und ich hab fünfzig neue Lieder im Kopf, die auch irgendwo hin müssen. Ich kann nicht ohne Musik, das geht gar nicht. So Sachen die ich da 2003 gesagt hab, das sind ja auch immer Überschriften gewesen, da ging es mehr um Image-Scheiße. Das ist ja so ein reißerischer Satz. Ich hab das bestimmt in dem Moment so gemeint, aber vermutlich hab ich das fünf Minuten später auch wieder vergessen. Manchmal hab ich auch Sätze gesagt, weil die irgendwie schön klingen oder provokativ waren. Außer wenn ich über andere Bands gelästert hab. Dann hab ich das immer ernst gemeint.
Manu: Einmal hast du gesagt TURBONEGRO ist total scheiße, und ein anderes Mal, dass „Apocalypse Dudes“ zu deinen fünf Lieblingsplatten gehört.
Uwe Umbruch: Jahaaa, ich bin da aber auch echt ambivalent. Das ist so eine Hassliebe. Ich finde „Apocalypse Dudes“ ist ein Gott-Album. Ich kann das 30 Tage am Stück hören, so geht’s mir mit ganz wenig Alben. Gerade bei TURBONEGRO, ich find fast alle Alben davor oder danach echt Rotze, das wiederholt sich ja auch irgendwann nur noch. Wenn ich aber über dieses Album spreche, dann bin ich voller Liebe. Wenn ich jedoch über die Band spreche, dann denke ich an diese Typen, die Turbojugend – jetzt guckt mich gerade meine Freundin mit so nem Hals an, weil die da auch dabei ist – ich find das ist so Vereinsmeierei, ich versteh diesen ganzen Schwachsinn halt nicht und ich mag dieses ganze Drumherum nicht so gerne… Und jetzt mit dem neuen Sänger, den find ich gar nicht mal so schlecht, aber das plätschert so an mir vorbei irgendwie.
Manu: Was rotiert denn gerade so auf euren Plattentellern?
Marc De Burgh: Durch die LOVESHOCKS im Moment wieder sehr viel THE CULT, „Electric“, aber auch viel 77er Punk in letzter Zeit. Und die erste DEF LEPPARD hab ich gehört, nein die zweite, „High N’Dry“. Hendrik, unser neuer Drummer der Loveshocks, kennt auch viel von den neuen Sleaze-Bands, der neuen Generation des Schweden-Rock. Sehr schade übrigens, dass das Sleaze Fest jetzt ausgefallen ist. Für dich wird das ja besser nächstes Jahr mit Gießen, aber für uns wird es natürlich schwieriger da hinzufahren. Für die LOVESHOCKS war das jetzt ein bisschen früh, wir haben ja noch nichts draußen, aber vielleicht kann man uns ja dann zukünftig auch mal dort buchen. Wir wollen uns da auf jeden Fall auch mal bewerben.
Uwe Umbruch: Jetzt im Moment? Lass mich mal gucken, was hab ich denn da grade? Jetzt im Moment ist auf dem Plattenteller grade (schaut nach) das erste DEXYS MIDNIGHTS RUNNERS Album, „Searching For The Young Soul Rebels“. Davor war es die letzte PASCOW Platte, glaub ich, und ansonsten viel Soul, viel so ältere Musik… Oh ich sehe, hier ist auch noch die neue FAHNENFLUCHT, gut. Dann sehe ich hier noch ANGESCHISSEN und MARIANNE FAITHFUL. So in der Reihenfolge.
Manu (provoziert): Aber keine BETONTOD?
Uwe Umbruch: Ja genau, BETONTOD natürlich richtig gerne. Das ist ja meine Lieblingsband neben den BROILERS. Nein! Ach, ich mein, das ist ja alles subjektiv. Aber bei all diesen deutschen Bands, ich mag nicht wie kompromissbereit die sind. Da fehlt es an allen Ecken und Kanten, das ist alles glattpolierter Scheiß. Die neue BROILERS ist so überproduziert. Wenn du in der Liga angekommen bist, wo die jetzt natürlich spielen, da muss das vielleicht so sein, aber mir taugt das einfach nix. Mir ist das zu viel. Ich bin immer für überproduziert, aber nicht so. Und dann kommen auch oft noch richtig schlechte Texte dazu, gerade bei diesen ganzen deutschen Bands, ohne dass ich denen jetzt allen zu Nahe treten will. Für mich klingt das auch alles gleich. Das find ich ein bisschen schade. Ich hab das Gefühl, die haben alle keine eigene Identität mehr. Ich hab Probleme, das alles zu unterscheiden. Das klingt für mich alles ähnlich und auch austauschbar. Die BROILERS haben noch den Vorteil, dass sie diesen markanten Gesang haben, kann man gut finden oder eben nicht, aber das unterscheidet sie vielleicht nochmal ein bisschen. Die sollen das alles machen und damit glücklich werden und ich gönn denen den Erfolg den sie haben. Ich würd es nur so nicht machen wollen. Da geh ich lieber kochen.
Manu: Nochmal zurück zu den REVOLVERS. Wie ist es denn eigentlich damals zu der Zusammenarbeit mit den TRASHCAN DARLINGS gekommen?
Uwe Umbruch: Ich glaube wir wollten das so. Ich kannte die von irgendwelchen Sampler-Beiträgen, „I Just Wanna Die (On A Chemical High)“ war das erste Lied, was ich von denen gehört habe, und fand die ganz geil. Und ich meine über Arnim [Bohla] von East Side Records kam das. Die wollten eh hier auf Tour gehen und dann wurden wir gefragt ob wir nicht mitspielen wollen. Erstmal waren das nur ein paar Konzerte, dann haben wir uns überlegt wir können auch mal eine ganze Tour zusammen machen, weil wir dachten das das ganz gut passt. Auch im Nachhinein war das sehr angenehm. Waren ja auch ganz nette Jungs. Nicht ganz so wild, wie sie vielleicht gerne wären. Die waren ja auch alle ziemlich schüchtern, außer vielleicht der Gitarrist, der Chris [Damien Doll], der ist ja schon sehr extrovertiert. Und ich war großer Fan und sehr traurig als ich gehört habe, dass der Schlagzeuger [Skinny Shotgun] gestorben ist. Der war ein echtes Original. Der hätte auch bei MOTÖRHEAD spielen können, von der Attitüde her. Der passte gut zu den REVOLVERS zu der Zeit und den hab ich immer am liebsten gemocht von den Jungs. Ich fand die aber alle toll. Ich finde es auch immer schön wenn ich dann sehe auf Facebook was der Sänger [Tarjej Foshaug] so macht mit seiner neuen Band HARD LUCK STREET. Da hör ich dann auch gern mal rein. Das neue vom Chris, SUICIDE BOMBERS, das ist mir dann schon wieder zu Hairmetal-mäßig, nur eben ohne Hair, aber da wollte der ja immer hin, insofern passt das schon. Die Split-Single mit den TRASHCAN DARLINGS hab ich eben auch noch gefunden und meiner Tochter vorgespielt, und mir gedacht „Gute Single eigentlich“. Super Band, supernette Leute, schöne Tour. Eine schöne Erinnerung auf jeden Fall.
THE REVOLVERS / TRASHCAN DARLINGS, Lipstick Menace Tour 2002 (Foto: Joni)
Manu: Jetzt müssen wir nur noch die DARLINGS dazu bekommen sich auch wieder zu re-uniten und dann könnt ihr wieder zusammen auf Tour gehen
Marc De Burgh: Ja, das wär was. Oder damals die AMERICAN HEARTBREAK-Tour, wo ich ja leider nur einen Teil mitmachen konnte aufgrund meiner Krankheit damals, sowas war auch cool. Oder die mit den LIBERTINE, nicht die britischen, sondern die amerikanischen, damals mit HAPPY REVOLVERS. Das war schon cool dieses Glampunk-Zeug, TRASH BRATS aus New York ebenfalls. Um dieses Glam-Punk Zeug und Sleaze Rock Glammetal mal n bisschen zusammen zu bringen, haben wir ja letzten Dezember dieses Ding gemacht mit 2ND DISTRICT und DOUBLE CRUSH SYNDROME, 2ND DISTRICT für die eher Punk-Seite und DOUBLE CRUSH SYNDROME eher Metal-Leute-obwohl die musikalisch gar nicht so metal sind – aber Andy Brings hat schon allein durch seine Biografie ziemlich viel Anhängerschaft, die eher dem Metal zuzuordnen ist. Beide Seiten wissen nicht viel voneinander. Das wollten wir ändern und es funktionierte super, beide Tage war die Hütte voll. Da können wir mit den REVOLVERS jetzt bestimmt auch eine Brücke schlagen und dort anknüpfen, weil wir schon einen Namen haben. Das seh ich zumindest so.
Wir wollen ja auch neue Leute erreichen. Ich hoffe, wir kommen dann auch mal wieder zu euch, nach Wiesbaden oder Frankfurt. Das letzte Mal, als wir mit 2ND DISTRICT in Frankfurt spielen wollten mit den DICTATORS, bin ich ja auf dem Rastplatz zusammen gebrochen, nachdem Keizh und ich auf der Reeperbahn so Stress mit Nazi-Gabbas hatten. Das hat mich emotional total umgerissen und es war auch total heiß an dem Tag. Wir haben da echt Glück gehabt. Reeperbahn ist nicht Bochum, das ist ein hartes Pflaster.
Manu: Wie sind jetzt eure Pläne für eure anderen Bands?
Marc De Burgh: Bei 2ND DISTRICT machen wir erstmal eine Pause, zumindest dieses Jahr. Wir lösen das nicht auf, aber wir haben uns ja eh die letzten 1 ½ Jahre eher rar gemacht. Bei den LOVESHOCKS mache ich bisschen mehr Hardrock als bei den REVOLVERS. Das war auch meine Absicht. Wenn ich nochmal was Neues anfange, dann wollte ich mich auch ein bisschen abgrenzen und so einen 80er Sound machen wie AC/DC, THE CULT zu „Electric“ Zeiten, Hanoi Rocks als Glam-Referenz. Wir sind jetzt dabei ein Demo aufzunehmen. Aufgrund von terminlichen Problemen des Studios haben wir echt lange aufgenommen, aber sind jetzt endlich fertig. In drei Wochen machen wir ein Video. Das macht die Aggi, die auch die DOUBLE CRUSH SYNDROME Videos gedreht hat. Die kommt also auch aus der Szene. Und dann wollen wir, wenn uns jemand haben will, eine Single machen. Und natürlich ein Album. Aber erst mal machen wir jetzt das Video und spielen, spielen, spielen.
Manu: Kannst du für unsere Leserinnen und Lesern sagen wer bei den LOVESHOCKS alles dabei ist?
Marc De Burgh: Ja, das ist einmal der Marius Sullivan, der auch bei 2ND DISTRICT Bass spielt und dort den Schwuppi, der nach Berlin gezogen ist, ersetzt hat. Der ist erst 23, ein junger Typ, du hast ihn ja gesehen, wie aus dem Bilderbuch, ein echter Sleaze-Rock-Typ. Und dann haben wir jetzt einen neuen Drummer, den Hendrik, der ist auch erst 24 und kommt aus Duisburg. Auch ein Sleazer. Er ist blond und ich bin schwarz, das passt sehr gut optisch (lacht). Also Hendrik, Marius und der Nique ist der Rhythmus-Gitarrist. Der hat ja auch schon mal bei 2ND DISTRICT gespielt, beim „Emotional Suicide“ Album. Er ist ein alter Kumpel von mir. Mit dem hab ich mich wieder zusammengeschlossen und wir haben uns über unsere Vorliebe für 80er Hardrock und Glam/Sleaze Vorlieben wie DEF LEPPARD, HANOI ROCKS unterhalten. Da haben wir letzten Sommer entschieden, das zu machen. Es ist ja auch echt nicht einfach im Ruhrgebiet hier Leute für sowas zu finden. Wir haben echt Glück gehabt, dass wir das geschafft haben
Manu: Aber eigentlich habt ihr doch da eine Szene mit den ganzen Sleaze und Glam Rock Parties?
Marc De Burgh: Ja schon, aber es ist trotzdem schwierig. Heavy Metal ist stark im Ruhrgebiet, Glam Metal und Sleaze eher kleiner. Aber immerhin: Es gibt eine Szene, das stimmt. Hendrik, der sich auf unsere Anzeige gemeldet hat, kannte ich zum Beispiel auch schon vom sehen. Das war einfach Glück jetzt. Blenden wir mich mal aus, sind wir noch eine junge oder mittelalte Band. Ich bin ja auch noch nicht so alt. Das drückt natürlich den Altersschnitt runter, wenn zwei Anfang 20-Jährige dabei sind
Manu: Und bei dir Uwe?
Uwe Umbruch: Mit HOTEL ENERGIEBALL sind wir für dieses Jahr auf jeden Fall raus. Da müssen wir halt mal gucken, weil Tobbe hat einfach gar keine Zeit im Moment wegen seinem Label und das ist für ihn zu zeitaufreibend das noch mitzumachen. Jetzt hab ich mit Arne noch eine andere deutschsprachige Sache mit der wir gerade anfangen. Da nehmen wir demnächst auch unsere ersten fünf Songs auf, um zu gucken, wie sich das so anhört. Dann sind da ja jetzt auch die REVOLVERS und dazu auch noch arbeiten – mehr als zwei Bands schaff ich einfach nicht. Ich find das sehr schade mit HOTEL ENERGIEBALL. Wir haben uns jetzt auch nicht aufgelöst, sondern machen erst mal eine Pause.
„Es gibt fast keine spießigere Kultur als die Rock-Kultur. Es darf sich nichts verändern und alles muss stillstehen und stagnieren. Wir werden mit den REVOLVERS weiterhin alles tun, damit die Leute uns beschimpfen.“
Uwe Umbruch
Manu: Wollt ihr vielleicht noch irgendwas sagen zu der Punkrockszene im Ruhrgebiet?
Uwe Umbruch: Ach herrje. Ich weiß gar nicht, ob es noch so etwas gibt wie eine Punkrockszene. Beziehungsweise, es gibt bestimmt eine, aber aus der bin ich raus. Es gibt hier natürlich jede Menge Tempel in denen man konsumieren kann, was für mich früher nie Punkrock war. Ich find Punk muss irgendwie immer draußen sein. Mittlerweile ist Punk ja auch einfach nur noch ein Geschäftszweig. Auch wenn du natürlich geile Läden hast wie zum Beispiel die Freakshow [in Essen], wo ganz viel Punk läuft, oder auch das Don’t Panic wo mehr so OI! läuft. Letzten Endes sind das aber auch einfach nur Arbeitsstellen, wo Leute zu Recht Geld verdienen wollen.
Was so Konzertsachen angeht, ist das Ruhrgebiet glaub ich im Moment top. Ich bin immer gerne in der Freakshow. Mittlerweile spielen hier in Bochum in der Trompete, 500 Meter entfernt von mir, auch immer mal geile Bands. Das natürlich auch zu nicht so punkerfreundlichen Preisen. Das ist eben Punk für Erwachsene, die im Berufsleben angekommen sind. Die können sich das leisten. Der Kidpunk von nebenan, ob der sich das Ruhrpott Rodeo angucken kann, das wag ich zu bezweifeln, weil das nicht mehr so billig ist. Ich find es geil, dass es das gibt. Aber das kostet halt keine 20-30 Euro mehr. Inwieweit das alles noch was mit Punk zu tun hat, möchte ich gar nicht beurteilen. Ich bin aber froh, dass es all das hier gibt. Ich geh ja tatsächlich gern auf Konzerte und auch auf Punkdiscos Sowas gab es Mitte/Ende der 1980er Jahre eben nicht, und da warst du schon froh wenn du mal irgendwo einen Punk-Song gehört hast in einer Bar. So find ich schon schöner. Man muss da jetzt auch nix glorifizieren.
Manu: Unter Szene hätte ich jetzt mehr die Menschen verstanden, Zusammenhalt untereinander usw. Ich erinnere mich, als ihr mit den REVOLVERS das eine Konzert in Bochum gespielt habt, 2009, da wirkte das schon so wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich untereinander sehr gut kennt.
Uwe Umbruch: Ach, das ist glaub ich immer noch so, und das sind auch immer noch die gleichen Leute. Wenn wir das heute nochmal machen würden, dann würden dieselben Leute, die noch nicht gestorben sind, auch da sein. Das kann man jetzt konservativ nennen, aber die gehen halt nicht weg die Leute. Das ist auch, glaub ich, das Gute daran. Das ist zwar berechenbar, aber das ist ja auch schön. Wenn ich weiß ich geh auf das und das Konzert und ich weiß, ich werd auf jeden Fall den und den treffen. Es kommt ja zum Glück auch ein bisschen Nachwuchs nach. Es ist jetzt nicht so viel, da kann man jetzt Rumheulen, muss man aber nicht. Ich glaub, es wird immer Leute geben, die Bock auf Action haben und Stress und Hektik. Ob die dem ganzen jetzt den Namen Punk oder irgendwann mal nen anderen Namen geben, ach, da mach ich mir gar keine Sorgen. Es gibt immer genug Leute, die auf der richtigen Seite stehen. Und so lange von denen auch immer noch ein paar Leute nachkommen, ist alles gut.
Manu: Wie sieht das in Bezug auf Bands aus?
Uwe Umbruch: Da bin ich wie gesagt im Moment ein bisschen traurig. Die nennen das auch nicht mehr Punk, sondern ich les das ganz oft mit Deutschrock. Du findest immer noch genug kleine Chaospunk-Bands, die dann in so nem Schuppen wie dem Wageni spielen und die da für eine neue Generation von Leuten Musik machen. Mich interessiert das nicht mehr unbedingt zum Millionsten Mal „Scheiss Nazis“ zu hören. Ich hör das ja seit über 30 Jahren und wenn ich dann die xte Kopie von der Kopie der Kopie dann nochmal hör, dann sitz ich lieber an der Bar und trink ein Bier. Letzten Endes weiß ich, dass da nix aufregendes passiert. Ich bin aber immer noch froh, dass es sowas gibt. Ich würd mir nur manchmal ein bisschen Eigenständigkeit wünschen, überhaupt im Musikbusiness. Auch die Glam-Bands versuchen immer nur zu klingen wie die Glam-Bands, anstatt sich einfach mal was zu trauen. Das finde ich immer ein bisschen schade, und die REVOLVERS bilden da auch keine Ausnahme (lacht).
Manu: Wobei ihr euch ja nie was den Stil angeht auf ein Label festlegen wolltest
Marc De Burgh: Wir haben immer komische Reaktionen bekommen, weil wir ja auch politisch waren. Wir hatten zum Beispiel damals bei den REVOLVERS so ein T-Shirt mit einem roten Stern und dem Logo von uns, und waren dazu geschminkt bei den Gigs. Da haben die uns manchmal gefragt, warum wir das so machen. Wir haben ja auch immer so ein bisschen die MANIC STREET PREACHERS ins Feld geführt, die ja damals optisch irgendwo zwischen THE CLASH und GUNS’N’ROSES waren in den 90ern. Vom Style her total Glam, aber eben auch total sozialkritisch, was ich echt cool finde. Irgendwo sind wir mit den REVOLVERS auch Punk, haben aber natürlich auch den Glam-Touch dabei.
Uwe Umbruch: Ich hab immer gesagt wir sind eine Punkband, es waren andere Leute die immer gesagt haben „Ihr seid ne Glampunk-Band“. Ich fand das Label jetzt nie so passend, aber letzten Endes, wenn die Leute halt irgendwas brauchen wie sie es benennen wollen, dann ist das so. Früher wollte ich mich da immer gegen wehren, aber ich versteh das ja schon. Die Leute wollen ja auch wissen, was sie erwartet. Wobei, wenn da Glamrock steht und dann kommen die REVOLVERS, dann sind die Leute auch schnell enttäuscht. Da wir schon damals keine Rockband, sondern in erster Linie eine Punkband waren, die vielleicht ein paar Glam-Einflüsse hat und die vielleicht zuerst die Fingernägel schwarz hatte und Kajal und viel Schminke und auch ein bisschen Glitzer. Aber so textlich waren wir immer eine Punk-Band, keine Glam-Band.
Manu: Glaubst du, dass Deutschland heute eher bereit für die REVOLVERS ist?
Marc De Burgh: Ach, ich glaub auch damals war man schon bereit. Die Zeit war ja genau richtig dafür, mit diesen People Like You-Sachen. Als REVOLVERS waren wir zwar nicht wirklich Punk’n’Roll, aber passten schon irgendwie da rein. Wir wurden ja immer mit den BACKYARD BABIES verglichen. Heute ist die Punk-Szene eher überhaupt nicht für so einen Sound offen. Die REVOLVERS waren damals schon zum richtigen Zeitpunkt in dieser Schwedenrock-Flammen-Welle und wir waren 2001 dann schon sofort mit einem Album am Start. Alle haben über die HELLACOPTERS und BACKYARD BABIES geredet, und wir waren da mit ähnlicher Musik, Gitarrensolos, Punkrock und Rock’n’Roll gemischt.
Wir hatten mit People Like You auch das passende Label dazu und sind dann zum Beispiel mit den BONES aufgetreten, das passte schon alles ziemlich gut. Obwohl wir auf diesem Höhepunkt der Punk’n’Roll Welle auch ganz oft mit so Punkabilly-Bands gespielt haben, damals hatten ja viele Bands einen Kontrabass und haben Punkrock mit Rockabilly/Psychobilly gemischt. Da passten die REVOLVERS jetzt nicht so wirklich bei. 2003 haben wir ganz oft mit MAD SIN gespielt. Ich bin ja überhaupt kein Psychobilly-Fan, aber MAD SIN haben mir immer total gut gefallen, weil ich Köftes Stimme sehr mag. Mit zum Beispiel DEMENTED ARE GO kann ich nichts anfangen, dieses Gegrunze da (lacht), da hör ich mir lieber richtigen Rockabilly an. Ich hab auch nicht viel Ahnung davon, hat mich nie so angetörnt. Wir waren da eigentlich schon zum richtigen Zeitpunkt und haben ja auch total fette Festivals gespielt, wo die uns als BACKYARD BABIES aus Deutschland verkauft haben, zum Beispiel auf dem Festimad in Madrid. Wir sind da auf dieser Schweden-Welle so ein bisschen mitgeschwommen. Heute profitieren die REVOLVERS vielleicht von dieser neuen Sleaze-Welle. Wir könnten durchaus auch mal mit einer Sleaze-Rock-Band zusammenspielen. Chris von den TRASHCAN DARLINGS hat ja jetzt auch eine Sleaze-Rock Band, die SUICIDE BOMBERS.
Manu: Da fällt zumindest das Schminken jetzt nicht mehr so aus dem Rahmen. War das für die Zeit der REVOLVERS eher ungewöhnlich?
Uwe Umbruch: Da waren wir glaube ich mit unter den ersten, gerade in Deutschland. Ich weiß nicht wie das in Amerika war, aber Leute die da auf Tour waren, wie der Sänger von den NAZI DOGS, haben gesagt „Die REVOLVERS, die würden unfassbar gut nach Amerika passen. Ihr müsst da spielen, das ist euer Ding“. In Deutschland gab es das ja nicht, Bands, die Punk spielen, aber sich ganz fett schminken und viel Leoparden-Muster tragen, das war damals eher nicht so. Ich weiß noch wie wir mal mit den HAPPY REVOLVERS im AZ Mühlheim gespielt haben. Da waren Skinheads und Punks und die wollten uns verkloppen und haben uns die ganze Zeit beleidigt, was wir für eine Horde Schwuler seien. Da war ich fassungslos, im AZ Mühlheim wohlgemerkt! In dem AZ wo heute Bands wie die RUHRPOTTKANAKEN nicht mehr spielen dürfen, weil sie zu frivol sind, oder wo du später rausgeflogen bist wenn du von den DWARVES ein Logo hintendrauf hattest. Dafür waren die schon alle ein bisschen zu prüde damals.
Heute sehen die alle so aus, aber zu der Zeit eben nicht. Ich weiß, wir haben sehr oft Ärger bekommen. Das ging ja schon mit den PUBLIC TOYS los, wir waren ja schon die geschminkte Fraktion und wollten uns ein bisschen von den anderen Bands abgrenzen. Gar nicht mal bewusst, ich glaub wir hatten nur damals auch schon andere Einflüsse. Nicht nur Deutsch-Punk, sondern eben auch MANIC STREET PREACHERS. Und dann haben wir irgendwo im Osten gespielt und mussten uns da mit den Ost-Punks rumprügeln, weil die uns auch vorwarfen wir wären schwul. Wo ich damals schon gefragt hab „Wo kommt denn so ein homophobes Verhalten eigentlich her, was soll der Dreck?“ Das kann ich nicht nachvollziehen, und das ist ja auch heute noch so.
Manu: Selbst in der Szene, die für sich beansprucht, so tolerant und offen zu sein, ne?
Uwe Umbruch: Ja und das ist natürlich einen Dreck so. Ich glaube, es gibt fast keine spießigere Kultur als die Rock-Kultur. Damit schließe ich Skinheads und Punks und all das mit ein. Das ist alles sehr konservativ, irgendwelche Werte, die irgendwann mal da waren müssen immer hochgehalten werden. Es darf sich nichts verändern und alles muss stillstehen und stagnieren. Gerade bei Punks und bei Skinheads. Wehe, du hast dann mal einen Schnauzbart, dann kommt gleich „Eeeh, was bist denn du für n Proll“, Oder du schminkst dich, dann biste ein Schwuler, als wenn es nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe. Wir werden auf jeden Fall mit den REVOLVERS weiterhin alles tun, damit die Leute uns beschimpfen. Das kann ich versichern.
Manu (lacht): Das ist also das Ziel!
Uwe Umbruch: Das muss immer das Ziel sein! Das Ziel kann ja nicht sein, immer nur geliebt zu werden. Wenn ich geliebt werden will, dann mach ich HELENE FISCHER Musik oder eben Deutschrock und halte mir viele Hintertürchen offen und guck, dass ich keinem weh tue. Da muss man dann die BROILERS auch rausnehmen, die haben sich ja immer klar positioniert, was ich auch wichtig finde. Das muss man in Zeiten wie diesen auch einfach machen. Einfach nur Musik machen, wo Bands wie FREI.WILD und die ONKELZ so unfassbar groß sind und wo viel zu viele Menschen für die AfD auf die Straße gehen und sowas alles, finde ich, da muss man dagegen halten. Man muss auch jungen Leuten Alternativen bieten, zu diesem Einheitsschrott, zu diesem FREI.WILD Patriotismus-Dreck.
Mir ist es scheißegal, ob das für die HOSEN jetzt ein Promo-Gag war oder nicht, ich bin froh, dass die solche Sachen machen. Dass sie nach Dresden gefahren sind und so. Dass das ein bisschen Publicity gebracht hat, mein Gott, ist doch nicht schlimm. Die werden halt von vielen Leuten gehört und stehen für mich auf der richtigen Seite. Es ist wichtig, dass solche Bands immer noch das Maul aufbekommen.
Ich fand das damals sehr schade bei den BACKYARD BABIES. Wir haben ja mit denen gespielt und wollten auch mal eine gemeinsame Split-Single machen. Dann haben die aber so ein komisches Zeug von sich gegeben, politische Bands seien unglaubwürdig. Sie haben dann INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY vorgeworfen, dass sie ja auch genauso viel Geld für ihr Album haben wollen und blablabla. Das ist so albern so zu argumentieren und zu sagen man darf nicht politisch sein, weil ansonsten darf man kein Geld verdienen. Da hätte ich mir in dem Moment ein bisschen mehr Intellekt gewünscht. Das war mir jedenfalls zu wenig.
Marc de Burgh, Freakshow Essen am 17.12.2016 in Essen (Foto: Manu)
Manu: Da ist ja bestimmt oft auch die Angst dabei, dass wenn man eine bestimmte Position bezieht, dass man bestimmte Fans verliert.
Uwe Umbruch: Ja und auch ausgrenzt, von dir aus schon. Wenn du sagst „Ich will keine Scheiß Nazis auf meinen Konzerten haben“. Aber so viel Arsch in der Hose muss man schon haben. In Zeiten wie diesen kann man das nicht mehr anders machen. Ich bin erschüttert, dass HELENE FISCHER zum Beispiel es nicht auf die Reihe kriegt da mal irgendwie Flagge zu zeigen. Ich mein, sie kommt selber nicht aus Deutschland und hat einiges mitbekommen. Wieso solche Menschen nicht in der Lage sind ein klares Statement zu machen, versteh ich nicht. Das ist reine Angst, Publikum zu verlieren. Und auch in der Punkszene ist es ja inzwischen so. Möglichst verklausuliert immer, ganz wichtig, hab ich immer so das Gefühl. Es muss alles immer so furchtbar intellektuell klingen. Auch wenn ich das jetzt nicht mehr hören muss, ist das immer noch wichtig, dass Bands sowas machen. Man muss immer zeigen wer man ist.
Manu: Liegt euch sonst noch was auf dem Herzen, was ihr los werden wollt?
Marc De Burgh: Nein, außer: Wir freuen uns und wir sehen uns hoffentlich auf dem Back To Future Festival und was auch immer so da kommt.
(Live-Fotos, sofern nicht anders bezeichnet: East Side Records)