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Über angebliche „Transfeindlichkeit“

Mein neues Buch ist erschienen und ich möchte ein paar Worte über meine angebliche „Transfeindlichkeit“ verlieren, da damit zu rechnen ist, dass diese Vorwürfe in den nächsten Wochen und Monaten wieder vermehrt aufkommen werden.
Zunächst einmal möchte ich allen empfehlen SICH SELBST ein Bild zu machen und keine in die Welt gesetzten Behauptungen unhinterfragt widerzukäuen. Seit mehr als zehn Jahren werden alle möglichen Geschütze aufgefahren um mich (und zahlreiche andere Feministinnen) in eine „menschenfeindliche“ Ecke zu stellen. Dabei geht es nie um eine ernstgemeinte Debatte und den Austausch von Argumenten, sondern um eine platte Silencing-Strategie. Erst der Versuch jedes Engagement gegen das System Prostitution als „hurenfeindlich“ im Keim zu ersticken, dann – als das nicht funktioniert hat – der neue Versuch mit dem Vorwurf der „Transfeindlichkeit“. Es ist einfach auch völlig egal, wie viele Frauen aus der Prostitution und wie viele Personen mit einer Transidentität die gleichen oder ähnliche Positionen vertreten. Die Vorwürfe des „Rassismus“ und „Faschismus“ gehen nach Godwins Law sowieso immer mit diesen Methoden einher.
Es wäre fast zum Lachen, wenn es nicht bei so unglaublich vielen Menschen verfangen würde.
Ich habe viele Jahre nichts zu diesem Thema gesagt, bis ich den Eindruck hatte mir eine fundierte Meinung gebildet zu haben. Ich habe darüber hinaus im letzten Jahr in fast jeder freien Minute recherchiert, gelesen – und seit Spätsommer alles sortiert und den Schreibprozess hinter mich gebracht. Es war herausfordernd. Ich wollte mehr als einmal alles hinschmeissen.
Und ich muss es ehrlich sagen, bei allem Stolz es durchgezogen zu haben und jetzt das Ergebnis in meinen Händen zu halten, ich habe auch ein wenig Angst vor dem was jetzt passieren wird.
Ich finde es todtraurig, dass sich Veranstalterinnen und Veranstalter, wenn sie mich zu Vorträgen oder Diskussionen einladen, Gedanken über Sicherheitskonzepte machen müssen. Als würde von Worten, von der sachlichen und konstruktiven Thematisierung von Frauenrechten, irgendeine wie auch immer geartete Gefahr ausgehen, die es zu bekämpfen gilt.
Ich möchte eigentlich auch nicht noch einmal erleben, dass sich Leute, die mich mein halbes Leben oder zumindest einige Jahre begleiten, klammheimlich davonschleichen oder sich öffentlich gegen mich wenden.
Und in beiden Fällen liegt es nun mal nicht in meiner Hand es zu verhindern.
Ich erwarte nicht, dass alle mit mir / mit uns übereinstimmen. Ich verstehe vielleicht sogar jene, die es nicht tun.
Ich wünsche mir einfach nur, dass die Einladung zu einer fairen und konstruktiven inhaltlichen Debatte angenommen wird.
Oder man mit etwaigem Dissens vernünftig umzugehen lernt.
Danke an alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die mich durch ihre Taten, ihre Unterstützung oder ihre Solidarität die letzten Jahre getragen haben.
In diesem Sinne:
I was going to die, sooner or later, whether or not I had even spoken myself. My silences had not protected me. Your silences will not protect you…. What are the words you do not yet have? What are the tyrannies you swallow day by day and attempt to make your own, until you will sicken and die of them, still in silence? We have been socialized to respect fear more than our own need for language.
I began to ask each time: „What’s the worst that could happen to me if I tell this truth?“ Unlike women in other countries, our breaking silence is unlikely to have us jailed, „disappeared“ or run off the road at night. Our speaking out will irritate some people, get us called bitchy or hypersensitive and disrupt some dinner parties. And then our speaking out will permit other women to speak, until laws are changed and lives are saved and the world is altered forever.
Next time, ask: What’s the worst that will happen? Then push yourself a little further than you dare. Once you start to speak, people will yell at you. They will interrupt you, put you down and suggest it’s personal. And the world won’t end.
And the speaking will get easier and easier. And you will find you have fallen in love with your own vision, which you may never have realized you had. And you will lose some friends and lovers, and realize you don’t miss them. And new ones will find you and cherish you. And you will still flirt and paint your nails, dress up and party, because, as I think Emma Goldman said, „If I can’t dance, I don’t want to be part of your revolution.“ And at last you’ll know with surpassing certainty that only one thing is more frightening than speaking your truth.
And that is not speaking.
– Audre Lorde

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